Nachdem der Haustierpark Lelkendorf in diesem Jahr seine „Orts-Eingangs-Schaufenster-Herde“ an Ungarischen Steppenrindern von 10 Tieren auf nur noch 3 Muttertiere reduziert hatte und wegen des jetzt fehlenden Zuchtbullen in diesem Jahr eigentlich nicht mehr mit Nachwuchs zu rechnen war, haben uns die imposanten Rinder wieder einmal mächtig überrascht. Vor 4 Tagen stand morgens beim Füttern vor Tierpfleger Thomas Gerkuhn die jüngere der 3 Kühe mit einem strammen, gerade geborenen Bullkalb da. Da der Tierparkleitung ungarische Männernamen auszugehen drohte, wurde der kleine Bulle kurzerhand THOMAS getauft.
Falls Besucher in den letzten Tagen bereits das Neugeborene gesehen haben, dürften sie sich über die merkwürdigen Stelzen an den Vorderbeinen des bräunlichen Jungtieres gewundert haben.
Die Ursache dafür ist dies: Es kommt gelegentlich bei längerem Geburtsvorgang und ungünstiger Lage des ungeborenen Kalbes im Mutterleib vor, dass beim neugeborenen Kalb an einem oder an gleich mehreren Füßen wegen verkürzter und noch nicht genügend gedehnter Sehnen des Fesselgelenks (an der Innenseite) die Klauen nicht richtig gestreckt werden können.
Bei unserem kleinen THOMAS war dies an beiden Vorderbeinen der Fall, so dass er auf Zehenspitzen stand, die wegen der Verkürzung immer wieder nach hinten abknickten. So konnte er einfach nicht gerade stehen und auch nicht der Mutterkuh folgen.
2 Tierpfleger und der Chef mussten das Kalb daher mit der Hand fangen (was wegen der wehrhaften, langhörnigen und ungestümen Mutterkuh nicht ganz ungefährlich ist), um die Fußstellung zu korrigieren. Dazu wurden an den beiden Vorderbeinen des Kalbes vor und hinter dem Fesselgelenk ein 25 cm langes Stück hölzerne „Tapetenleiste“ mit Tape-Band oberhalb und unterhalb des Fesselgelenkes fest umwickelt, damit sich die Fußzehen strecken müssen.
Heute nun am 5. Tag war es dann so weit: Die Stelzen wurden abgenommen und das Resultat begutachtet.
Der rechte Vorderlauf ist prima wieder in Normalstellung, der Linke fast (der wird sich jetzt alleine beim Laufen strecken müssen). Schön zu sehen, wie nun das Kälbchen mit munteren Bocksprüngen den 3 nervös gewordenen Steppenrind-Kühen folgt und nun leichter an die beruhigende Milchquelle seiner Mutter gelangen kann.
Dr. Jürgen Güntherschulze
Tierparkleiter
HAUSTIERPARK LELKENDORF GMBH
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