Gerade mal ein paar Tage alt ist sie - und schon ist sie Liebling aller Tierparkbesucher, aller Mitarbeiter im Haustierpark Lelkendorf und auch der Kinder des Jugend-Feriencamps im Haustierpark, die täglich verzückt vor dem Gehegezaun stehen.
Kein Zweifel, Daisy ist schon jetzt nicht nur süß, sondern eine Schönheit. Schneeweiß wie die Unschuld, mit großen schwarzen Kolleraugen, schwarzgezeichneten Ohren und schwarzer Schnauze entspricht dieses Kuhkalb perfekt dem berühmten Kindchenschema, bei dem vor allem alle Frauenherzen dahinschmelzen.(siehe Foto im Anhang).
Darüber hinaus ist sie aber für den Haustierpark etwas ganz Besonderes : Daisy ist das Kuhkalb eines unserer „Weißen Englischen Parkrinder“(White Park Cattle), der ältesten Rinderrasse der Welt. Diese Parkrinder sind Weißlinge der ausgestorbenen Auerochsen, die seit fast 2500 Jahren aus England bekannt sind . Sie wurden von den keltischen Hohepriestern, den Druiden , als heilige Kühe verehrt (weiß als Symbol für religiöse Reinheit) und zusammen mit Menschen geopfert.
Im Mittelalter wurden diese Weißlinge, die manchmal auf den riesigen Ländereien englischer Earls und Lords auftauchten, oft als besonderes Hochwild erlegt (Kapitale Bullen waren als sog. „King-Bullen“ sehr begehrt).
Auch heute noch werden auf den Ländereien einiger Castles diese auffälligen und sehr attraktiven Rinder halbwild gehalten. Die Population der sog. Chillingham-Rinderherde wird sogar seit über 600 Jahren ohne Kontakt zum Menschen in einem riesigen wilden Sumpfgelände gehalten, wo auch bei Krankheiten nicht eingegriffen wird. Und dennoch hat sich dieser Bestand von ganz alleine am Leben gehalten und an die Neuzeit (Umweltverschmutzung) angepasst.
Die heutigen weißen Parkrinder sind mit keiner anderen heutigen Rinderrasse näher verwandt, wie blutserologische Befunde bestätigen. Verpaart mit anderen Rinderrassen werden die Nachkommen fast immer weiß mit schwarzen Ohren und schwarzer Schnauze. So stabil ist ihr Erbgut!!!
Vor 15 Jahren habe ich als Leiter des ehemaligen Haustier-Schutzparks Warder in SH die ersten Parkrinder nach Deutschland importiert und während der BSE-Krise die einzige Parkrind-Zuchtherde Deutschlands als lebende Genreserve zur englischen Population aufgebaut.
An befreundete Züchter , so auch an den Haustierpark Lelkendorf, wurden seinerzeit Parkrinder als „züchterische Satellitenstationen“ abgegeben, um im Falle von Tierseuchen-Ausbrüchen nicht den ganzen deutschen Bestand bei Keulungsaktionen zu verlieren. Einige dieser Lelkendorfer Nachkommen stehen heute noch hier.
Umso erfreulicher ist es, dass ich in der übernächsten Woche nochmals eine Kuh mit Kuh-Kalb bei Fuß aus der Nähe von Flensburg hole und käuflich erworben habe, um den Lelkendorfer Bestand durch Blutauffrischung zu stützen. Denn diese Kuh ist nicht mit den anderen Warderaner Parkrindern verwandt , sondern wurde - von mir initiiert - durch künstliche Besamung einer Parkrindkuh in Dänemark mit Sperma eines berühmten Englischen Parkrindbullen gezeugt. Eine zweite so gezeugte Kuh mit Kalb bei Fuß geht parallel zu einem mit uns befreundeten Parkrindzüchter nach Hessen, mit dem wir dann regelmäßig Tiere tauschen werden. Somit ist genetisch die nahe Zukunft dieser wertvollen historischen Rinderrasse gesichert.
In Deutschland gibt es zur Zeit etwa 50 Zuchttiere, weltweit ca. 900.
Englische Parkrinder gelten als leicht-kalbend, winterhart, langlebig und können bis zu einem Alter von 16 Jahren, manchmal sogar bis 20 Jahre Kälber zur Welt bringen.
Für Fototermine bei den Englischen Parkrindern stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.
Dr. Jürgen Güntherschulze
- Leiter des Haustierpark Lelkendorf -
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